Hitzeschlacht in Witten wird mit Podium belohnt - Platz 3 für nordias Team
„Morgen werden die Temperaturen noch steigen. Eswird dringend von körperlich anstrengenden Aktivitäten abgeraten, insbesonderein der Mittagszeit!
Als ich diesen Satz am Samstag auf der Fahrt zu unserer Unterkunft aus dem Munde des Radiosprechers vernahm, musste ich sehr schmunzeln, sollten wir doch am Sonntag um 12 Uhr unser Liga-Rennen in Witten bestreiten. Die Anzeige des Thermometers zeigte zu diesem Zeitpunkt 39° C an. Im Schatten wohlgemerkt! Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es tatsächlich noch heißer werden könne. Die drei Liter Wasser, die wir uns für die 3-stündige Autofahrt von Hamburg nach Witten eingepackt hatten, waren längst aufgebraucht. Und die Shirts durchgeschwitzt. Immerhin konnten wir nach der Inspektion der monotonen Radstrecke und einer kleinen Runde entlang des Ruhr-Radwegs eine kleine Abkühlungin der Ruhr gönnen. Vereinzelt lagen ein paar einheimische Sonnenanbeter am Ufer oder aalten sich im Wasser, von einer Triathlon-Veranstaltung mit Deutscher Meisterschaft war noch nicht viel zu sehen. Nur die zahlreichenTriathleten der ersten und zweiten Bundesliga, einige Weltcup- und sogar Olympia-Teilnehmer ließen erahnen, was am folgenden Tag auf uns zukommen sollte.
Unser Team war am Abend noch leicht dezimiert, Bente „genoss“ ihre Zeit noch auf den ADAC wartend am Rande der Autobahn, Vanessa suchte Ruhe bei ihrem Mann und so erkundeten Jule und ich Bochum-Downtown aufder Suche nach einem netten Restaurant. Laut Vermieterin sollte in der Einkaufszone richtig was los sein. Vergebens hielten wir nach dem großen Rummel Ausschau und auch nach einem gemütlichen Restaurant – nichts zu sehen. Döner Kebap, Asia Quick und Eisdielen ließen in der grauen, Beton geladenen Einkaufszone einer mittelgroßen Stadt im Ruhrpott grüßen. Schön ist was Anderes, aber zugegebenermaßen hat man auch kein einfaches Los gezogen, wenn man mit Kiel bzw. Hamburg konkurrieren muss. In einer Seitengasse versteckt fanden wir dann noch einen kleinen Italiener, der uns mit Pizza genau das richtige CarboLoading bescherte.
Die Zeit am Morgen des Renntages verging wie im Fluge, alle vier Athletinnen waren heil angekommen, und nach einem Warm-up aufdem Rad und per Pedes befanden wir uns schon mitten in der unmittelbarenStartvorbereitung. Das Aufwärmen hätte man sich vermutlich schenken können,denn warm war man allein schon durch die Hitze. 40° C im Schatten bedeutetenSchwitzen OHNE sich überhaupt zu bewegen – ein ganz neues Gefühl. Dank unsermarkanten Anzüge und noch auffälligeren neon-pinken Shirts (danke an denspendablen Geber!) wussten wir stets, wo sich die anderen Athleten befanden.Selbst im Wasser erkennt man die anderen am Schwimmstil oder spätestens an derBadekappe und Schwimmbrille. So im Rennen geschehen. Glücklicherweise erkannteich Bente zum Ende des 750m Kurses, als sie langsam an mir vorbei schwamm. ZweiTeamathleten in einer Gruppe ist immer gut. Jule und Vanessa vermutete ichweiter vorne, viel weiter vorne, denn hinter mir gab es zu meinem eigenenErsetzen nicht mehr viele andere Athletinnen. Aber da ein Triathlon bekanntlich aus dreiDisziplinen besteht und erst im Ziel zu Ende ist, hatten wir noch genügend Zeituns nach vorne zu arbeiten. Bente hatte gute Beine und schlug sofort ein hohesTempo auf dem Rad an. Wir konnten einige Mädels einholen, etliche mürbe fahren und unsstetig an die vordere Gruppe ran arbeiten. Vanessa gelang der Anschluss zu Juleund so stiegen die beiden zusammen wenige Sekunden vor uns vorm Rad. Die ersten Hitzeopfer aus der Spitzengruppe gab es bereitsnach einem Kilometer, erschöpfte und torkelnde Athleten, die einfach nicht mehr weiterlaufen konnten. Noch nie hatte ich so viele Leuteso früh aussteigen sehen. Für einen kurzen Moment taten sie mir Leid, aber dannbesann ich mich wieder, dass das nur gut für unser Ergebnis sein könne undhoffte insgeheim, dass noch mehr Athleten der Hitze Tribut zollen würden. Juleund Vanessa liefen ein stetiges Rennen, nach einer Runde und zahlreichen Überholungenspäter konnte ich zu Ihnen aufschließen und gemeinsam konnten wir die restlicheLaufstrecke absolvieren. Bente war mit Kreislaufproblemen lieber nicht mehr aufdie Laufstrecke gegangen, wohl wissend, dass wir anderen 3 in aussichtsreicherPosition lagen. Im Übrigen hatte sie ja bereits hervorragende Arbeit beider Verfolgung auf dem Rad geleistet und mich nach vorne gefahren. Als uns die Weltcup-Starterin RebeccaRobisch in ihrer letzten Runde mit mühsamen Schritten überholte, war ich mal kurz geneigt ihrhinterherzulaufen, war doch das Tempo nicht allzu hoch. Es musste wohl ein kleiner Hitzschlag gewesen sein, der mir diesen Gedanken bescherte, ich habe es natürlich liebersein gelassen und mich stattdessen darauf konzentriert genügend zu trinken und mich ab zu kühlen. ZumEnde der Laufstrecke war es eher ein Kampf gegen die Hitze und sich selbst alsgegen die Konkurrenz, die Schritte wurden kürzer und die Atmung lauter – abermit einem starken Willen konnte wir uns noch in den Top 20 der internationalenDM behaupten. Mit äußerst zufriedenen Gesichtern konnten wir uns Richtung Auto, Dusche und Heimreise begeben. Eine schnelle Abreise wurde jäh unterbrochen, als die offiziellenErgebnisse bekannt gegeben wurden und wir es als Team auf den 3. Platz gebrachthaben! Einer möglichen frühen Heimreise haben wir natürlich keine Träne nachgeweint und uns stattdessen ausgelassen gefreut (Und ich hatte immer angenommen,dass es kreischende Mädels nur beim Justin Bieber Konzert gäbe!?).
Nach dem Rennen in Witten stehen wir nun auf dem4. Platz in der Gesamtwertung. Der Abschlusswettkampf in Weimar wirdentscheidend für die Gesamtplatzierung sein. Gut zu wissen, dass wir bei Teamrennenimmer ordentlich abschneiden...
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